Aaaalso: Heft in der Hand!
Das schmale Kleid mit dem Triangelausschnitt und den vielen Teilungsnähten im Oberteil gibt es in Kurzgrößen (17 bis 21). Anpassen müsste ich wahrscheinlich trotzdem einiges.
Das Wickelkleid ist im Rockteil zugenäht und mit einer Überrockbahn versehen. Also nicht wirklich gewickelt, sondern zum Reinschlupfen (ein Gummizug in der Taille ermöglicht das). Zumindest im Rockbereich gibt es also keine ungeplanten Einblicke. Oben muss man selbst auf gute Haltung achten. Zur einfarbigen Variante im eleganten Rosenquarzton mit selbstgebastelten Perlengürtel haben sie das Model in Stiefel gesteckt, die sicher sehr teuer sind, aber trotzdem scheuslich aussehen, zumindest zu diesem Kleid (schwarz-weiß Hahnentritt - zu einem Courreges Minikleid könnten die vielleicht gut aussehen, aber zu pastellfarbenem Satin ganz sicher nicht, nicht einmal als Stilbruch, da würden geschnürte knöchelhohe Bergschuhe besser passen).
Der Overall ist auch zum Reinschlupfen konzipiert (Gummizug in der Taille, hinten ein kurzer Schlitz mit Knopf und Schlinge. Ich hatte ein ähnliches Modell (Hose länger und mit Gummizug im Saum, Ärmel ebenfalls mit Gummizug im Saum und zwei RV in den Schulternähten) vor vielen Jahren aus Niki-Stoff für daheim. Den habe ich geliebt. Aber zum Klogehen muss man ihn ganz runterziehen - daheim kein Problem, ausgehen möchte ich damit nicht, egal wie elegant der Seiden- oder Viskosedruck sein mag.
Die Schößchenjacke hat etwas nach innen verlegte Schulterpunkte und entsprechend große Armkugeln mit zwei gelegten Falten. Außer in Rosenquarzfarben gibt es die im Heft auch noch in dunkelrotem Jaquard - da fallen die Ärmel noch etwas dramatischer aus.
Die Bluse zum Bleistiftrock, die uns beiden so gut gefallen hat, ist lt. Beschreibung ein Pullover von "Sportmax". Die Ärmel sehen tatsächlich nach Rippenstrick aus, vorne hat das Ding aber einen Knopfverschluss und von dem Schal (angenäht? extra?) hängt ein langes Ende hinten runter.
Der Boulemantel hat einen etwas ungewöhnlichen Ärmelschnitt: da erreichen sie die Bouleform, indem an der Ärmelnaht ein "Ohrwaschel" angeschnitten ist, das in eine Ausnehmung "gegenüber" eingesetzt werden muss. Die Tüftelei schaue ich mir erst einmal auf Papier oder aus Bomull an, bevor ich zuschneide (zumal ich bei dem Mantel spontan an einen großkarierten Flausch mit Jerseyabseite gedacht hatte, der seit einem winterlichen Müller-Besuch bei mir rumkugelt).
Und von wegen Stoffen: Auf Seite 16 gibt es eine Jacke im Sweatshirt-Stil, mit sichtbar eingenähtem RV und weichem Stehkragen mit Kordeldurchzug. Sie ist aber nicht aus Sweaterstoff genäht, sondern aus irgendwas Geblümtem. In der Beschreibung beim Modell steht "Viskoseprint, erhältlich bei den Katag-Anchlusshäusern (das ist in AT nur mehr Baumgartner in Linz) oder Alfatex). Eine Seite weiter hinten, in der Nähschule, steht: "Hightech-Jersey, stabile Qualität". Und nunja, der Schnitt sieht mir tatsächlich mehr nach Maschenware aus: Oberteil ohne Abnäher oder Teilungsnähte, schmaler Ärmel, Kugel fast symmetrisch. Beim 2. Modell nach dem gleichen Schnitt (mit Kapuze und Kängurutasche) steht unter den Empfehlungen: Sweatshirtstoff, Jesey in stabiler Qualität, Nicki, Fleece. Nur Wirkware verarbeiten. Bei den Burdastoffen im Alfatex-Shop kommt das Modell ebenfalls nicht vor
https://www.alfatex.de/new-in/burda-09-2020/ - also wohl ein Fall von verwirrter Textredaktion, die die Modelle verwechselt hat. Blöd, wenn das bei einem "Nähschul"-Modell passiert, auf das sich womöglich Anfängerinnen stürzen.
Das "Laufstegmodell" ist eine Culotte in 7/8-Länge, die auf Cargohose getrimmt wurde, also mit aufgesteppten großen Taschen versehen wurde. Vorbilder sind Modelle von Nina Ricci, Dries van Noten, Private Policy und andere. Bloß haben die Couturesalons die Taschen an Stellen angesteppt, wo man sie theoretisch erreichen und benützen könnte (oberhalb vom Knie) - bei Burda sitzen sie unterhalb vom Knie. Da tragen sie zwar nicht auf, aber man kommt auch nicht dazu.

Sie sind somit völlig sinnfreie Deko.
Ansonsten gibt es noch ein paar unauffällige aber brauchbare Schnitte für schlichte Oberteile im Pullover/Shirt-Stil, davon einer mit Zipfeln zum Knoten, den ich mir vor ein paar Monaten aus einem "La Maison Victor"-Heft kopiert habe.
Die Plusmodelle sind (wie oft) ein Grund, das Naschen zu reduzieren und mehr Bewegung zu machen
